Reaktivierung der Wehrpflicht

David Dürr - eigentümlich frei Oktober 2018


In Deutschland war ja kürzlich die Rede davon, den vor einigen Jahren ausgesetzten Wehrdienst zu reaktivieren. Kenner der Materie vermuten dahinter zwar nicht so sehr eine ernsthafte Not­wendig­keit als eher das mediale Sommerloch, doch einige Grundsatzfragen zum Verhältnis zwischen Bürger und Staat stellen sich allemal. Und über diese berichte ich nun in dieser Ko­lumne.

Dazu berufen fühle ich mich vor allem deshalb, weil ich aus der Schweiz komme, wo wir nicht so fri­vol waren, die Wehrpflicht auszusetzen, weshalb ich Ihnen in Deutschland, wo Sie diese Frivolität be­gangen haben, nun erklären kann, um welche Segnungen Sie sich damit gebracht haben. Sie wer­den gleich sehen, dass die Wehrpflicht nur Vorteile bietet.

Das beginnt schon mit dem ganz offensichtlichen Vorteil, dass man für die Suche von Mitarbeitern bei der Landessicherheit keinen Aufwand mit Personalrekrutierung hat, sondern neue Mitarbeiter ganz einfach „aufbietet“. Das wiederum erspart es einem, die Stellenangebote attraktiv auszugestal­ten oder gar mit Stellenbewerbern über Anstellungsbedin­gun­gen verhandeln zu müssen; die haben schlicht zu nehmen, was es gibt. Und auch das Risiko, das Mit­arbei­ter angesichts eines unbefriedi­gen­den Jobs kündigen, gibt es dank der Wehrpflicht nicht.

Wenn Sie nun denken, das habe doch auch Nachteile, da werde doch das Betriebsklima eines solchen Sicherheitsunternehmens und letztlich seine ganze Leistungskraft beeinträchtigt, so kann ich Sie be­ruhigen: Um dies zu vermeiden, haben wir in der Schweiz eine raffinierte Vorkehr getroffen. Wir ha­ben die gesamte Landesverteidigung monopolisiert bei einer Firma, die sich „Schweizer Armee“ nennt. Das vermeidet zwar nicht das schlechte Betriebsklima und die schwache Leistungskraft, aber mangels Konkurrenz merkt man nicht, wie man Sicherheit auch noch viel besser produzieren könnte.

Nun wähnen Sie vielleicht einen weiteren Nachteil, nämlich dass eine solche „Schweizer Armee“ mit schlechtem Betriebsklima und schwacher Leistung wohl auch ineffizient geführt ist, mehr Aufwand als Nutzen produziert und damit letztlich in Konkurs geht. Doch keine Sorge, auch dagegen haben wir in der Schweiz vorgebaut, indem wir die Firma „Schweizer Armee“ als 100%-ige Tochterge­sellschaft ins Eigentum einer noch viel grösseren Firma gestellt haben, die mit riesigen Geld­mitteln sozusagen die permanente Sanierung ihrer Tochter gewährleistet. Diese Grossfirma nennt sich übri­gens – viel­leicht haben Sie den Namen schon gehört – „Schweizerische Eidgenossenschaft“.

Nun werden Sie sicher denken, dass dieser „Schweizerischen Eidgenossenschaft“ irgendeinmal das Geld ausgeht (vor allem weil sie noch einige weitere marode Tochtergesellschaften hält). Aber auch dagegen haben wir Schweizer, gewieft wie wir nun mal in Geldsachen sind, etwas ausgedacht: Wir haben die „Schweizerische Eidgenossenschaft“ zum „Staat“ erklärt, der sozusagen das ganze Land verkörpere und damit für das ganze Land Gesetze erlassen könne. Und so produziert er fleissig Ge­setze, in denen er sich die Erlaubnis gibt, den Leu­ten und Unternehmen des Landes jährlich straflos grosse Mengen Geldes wegzunehmen und, sollte das nicht reichen, selber grosse Mengen Geldes zu drucken.

Sie sehen: Die Wehrpflicht hat nur Vorteile, reaktivieren Sie sie lieber schon heute als erst mor­gen!

Zurück zu den Medien