80 Jahre Knechtschaft

David Dürr – eigentümlich frei / Mai 2024

Sozialisten aller Parteien feiern feierlich die Unterdrückung




Vor 80 Jahren publizierte Friedrich August von Hayek, der spätere Nobelpreisträger, das Buch „Der Weg zur Knechtschaft“. Es herrschte Krieg damals in Europa, doch war das Ende des Nationalsozialismus absehbar. Hayek ging es mit seiner Warnung nicht um einen Rückblick auf das totalitäre Naziregime, sondern um einen Vorausblick, wo er schon die nächsten sozialistischen Totalitarismen aufkommen sah; nicht nur denjenigen Stalins, der eben daran war, den Krieg zu gewinnen, sondern vor allem denjenigen, der in verschiedensten, auch bürgerlichen Parteien mit ihren naiven Sozialstaats-Schwärmereien schlummerte. Hayek richtete das Buch ausdrücklich an „die Sozialisten in allen Parteien“. 

Vor etwa drei Jahren habe ich an dieser Stelle schon einmal – anlässlich des Corona-Totalitarismus – über den Weg zur Knechtschaft nachgedacht und festgestellt, dass die Warnung Hayeks vor dem Weg in die Knechtschaft leider nicht mehr das Thema ist, sondern dass wir längst in der Knechtschaft angekommen sind und sich nur noch fragt, ob und wie man wieder daraus herauskommt.

Dies kam mir wieder in den Sinn, als ich kürzlich von einem Gedenkanlass der Friedrich August von Hayek-Stiftung las, mit dem das 80-Jahr-Jubiläum des erwähnten Buches begangen wurde. Oder wohl genauer: mit dem die letzte Hoffnung auf Bücher wie dieses beerdigt wurde. Denn was da gefeiert wurde, war nicht die Warnung Hayeks vor einem Weg in die Knechtschaft, sondern es war – die Knechtschaft. Und dies mit allen Ritualen, die bei solch gediegenen Anlässen akademischer Eliten dazugehören. 

Wie feiert man in solchen Kreisen Knechtschaft? Höhepunkt sind jeweils Festreden; also lädt man als Festredner den höchstmöglichen Exponenten der schlimmstmöglichen Knechtschaft-Veranstalterin des Landes ein; hier konkret den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Um das Programm abwechslungsreich zu gestalten, dabei tunlichst die offiziellen Gender-Standards einzuhalten, aber trotzdem im Kreis der professionellen Knechtschaft-Veranstalter zu bleiben, werden als weitere Festredner eine amtierende ausländische Regierungschefin und als Podiumsteilnehmer ein amtierender Bundesfinanzminister sowie ein Bundeskanzler ausser Dienst eines Nachbarstaates eingeladen. 

Wichtig ist auch, dass beim Festakt im feierlich herausgeputzten Festsaal die geladenen professionellen Knechtschafts-Veranstalter in der vordersten Reihe Platz nehmen und dass sie vom Vorsitzenden als erste höchst respektvoll mit offiziellen Amtstiteln und Namen und jeweils begleitet von einem besonders netten Lächeln begrüsst werden, während sich die 500 sonstigen Teilnehmer in den Sitzreihen dahinter mit einem beiläufigen „liebe Gäste“ begnügen dürfen.

Wenn dann der höchstmögliche Exponent der schlimmstmöglichen Knechtschaft-Veranstalterin des Landes zur Festansprache anhebt und er – widerwillig zwar – auf August Friedrich von Hayek zu sprechen kommt, so hat er vor allem etwas zu berichten, nämlich dass sich Hayek explizit für einen Sozialstaat ausgesprochen habe.

Beim braven Interview mit dem amtierenden Bundesfinanzminister ist zu vernehmen, dass er mit seiner aktuellen Ampelkoalition nicht besonders glücklich sei, nach den nächsten Wahlen aber trotzdem weiter an der Macht bleiben wolle.

Und als Schlusswort der Podiumsdiskussion vernimmt man vom Bundeskanzler ausser Dienst, dass man noch mehr Milliarden in den Ukrainekrieg werfen möge. 

So begeht man feierlich Knechtschaft.


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