Privatisiert den Krieg, so hört er auf!

David Dürr - eigentümlich frei 01.10.2017


Schaut auf die Finanzierung und das Kosten-Leistungs-Verhältnis

Sollen für bestimmte Militäreinsätze private Söldner eingesetzt werden? Die Frage erhitzt immer wieder die Gemüter. Zurzeit gerade weil die US-Regierung darüber nachdenkt, ob sie in Afghanistan die offiziellen Streitkräfte abziehen und stattdessen eine Söldnerarmee hinschicken soll. Offenbar liegt eine interessante Offerte eines grossen privaten Sicherheitsunternehmens vor mit einem besseren Kosten-Leistungs-Verhältnis als bei der offiziellen US-Armee.

Private Söldner statt staatliche Soldaten: Für eingefleischte Etatisten ein absolutes No Go, für liberale Anarchisten das einzig richtige. 

Das Argumentarium der Etatisten (oder wohl eher: ihre nicht hinterfragbare Glaubenswahrheit) setzt typischerweise beim Gewaltmonopol an. Dieses sei nämlich eine zivilisatorische Errungenschaft und führe weltweit zu weniger Gewalt und zu immer mehr Frieden. Dagegen spreche auch nicht, sagen die Etatisten, dass man täglich in den Medien Bilder von Kriegen sehe, von zerstörten Städten, von getöteten Soldaten und Zivilisten, Männern, Frauen und Kindern und von rieseigen Flüchtlingsströmen. Das sei zwar alles nicht schön, aber ohne Staaten wäre es noch viel schlimmer. Denn dank ihrem Gewaltmonopol sei dafür gesorgt, dass nicht noch mehr Organisationen – wie beispielsweise eben private Söldnerarmeen – gegeneinander Krieg führen.

So tönt es von staatsfreundlichen (und staatsfinanzierten) Weisen wie etwa dem Harvard-Evolutionspsychologen Steven Pinker oder dem langjährigen SPD-Bundespolitiker und Pazifisten Erhard Eppler, der sich vor allem nach 9-11 in mehreren Schriften über die Privatisierung von Gewalt empört hatte. Dass sämtliche Kriege dieser Welt mit Millionen von Toten von niemand anderem als von Staaten geführt wurden und werden, stört diese Staatspazifisten nicht. Dabei hätten sie allen Grund zu etwas mehr Selbstkritik. Denn wer ein Gewaltmonopol hat, wird es – wie jeder Monopolist – mit Sicherheit missbrauchen. Und wenn er dazu auch noch ein Zwangsrekrutierungs-, ein Besteuerungs- und ein Gelddruckmonopol hat, dann erst recht; dann kommt genau das heraus, was die Staaten weltweit mit ihren Kriegen anrichten.

Ganz anders jedoch, wenn Staaten ihre Hände komplett von jeder Gewalt liessen; also nicht bloss – wie die USA im erwähnten Beispiel – Privatarmeen beauftragen, sondern überhaupt als Auftraggeber von Gewalt entfielen. Da wären zwar rasch private Warlords und Gangleaders zur Stelle, um ihre eigenen Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Doch stehen diesen nie die Billionenbeträge an Steuer- und Fiat-Geldern zur Verfügung, mit denen heute Staaten so sinnlos teure Zerstörungsgeräte wie Kampfjets, Panzer, Flugzeugträger und Weltraumüberwachungen bauen. Auch fehlt es ihnen typischerweise an der Möglichkeit, ganze Generationen von jungen Männern zum Kriegsdienst aufzubieten. Also werden sie darüber nachdenken, wie sie ihre Ziele auch ohne diese hohen Gewaltkosten erreichen könnten.

Das macht aus diesen Gangleadern schon bald Geschäftsleute, vielleicht zunächst noch etwas ruppige. Doch werden sie bald merken, dass auch Ruppigkeit letztendlich teurer ist als faires, wenn vielleicht auch hartes Verhandeln. Das Paradies auf Erden wird dies nicht werden, doch wenigstens nicht die Hölle der Staatskriege. 

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