Demokratie versus Monarchie

David Dürr - eigentümlich frei 01.07.2018


Aus der Sicht eines wohlwollenden Anarchisten

Haben Sie kürzlich ebenfalls der Hochzeitsfeier am englischen Königshaus zugeschaut; natürlich nur zufällig, weil Sie beim Durchzappen kurz daran hängenblieben und dann halt bis zum Schluss nicht mehr loskamen? Und haben Sie sich dabei als eingefleischte Demokraten ebenfalls etwas verlegen gefragt, warum das so gefiel? Nicht nur das strahlende Brautpaar Harry und Meghan, sondern auch das von allen stehend gesungene „God save the Queen“, bei dem Sie beinahe selbst aufgestanden wären?

Ich muss gestehen: mir ging es so. Und dies obwohl ich mich nicht einmal als Demokraten, sondern als Anarchisten bezeichne. Was ist es denn, das man als Anarchist der Monarchie an Positivem abgewinnen kann?

Erstens lässt sich der Monarchie zugutehalten, dass sie das kleinere Übel als die sogenannte Demokratie ist. Bei beiden hat das Volk zwar nicht besonders viel zu sagen. Doch immerhin wird eine Königsfamilie sich mit Vorteil so verhalten, dass das Volk zufrieden ist, sich möglichst frei bewegen, den eigenen Zielen nachgehen, Wohlstand bilden und geniessen kann. Ansonsten riskiert die Königsfamilie, dass die Antimonarchisten im Land – und solche gibt es heute ja nicht wenige – dafür sorgen, dass die Monarchie abgeschafft wird.

Ganz anders bei der sogenannten Demokratie – „sogenannt“ deshalb, weil das Volk hier ja nicht herrscht, sondern im Gegenteil beherrscht wird, und zwar von einer kleinen politischen Klasse, kaum grösser als in monarchistischen Ländern der Hof und seine adelige Entourage. Die kleine politische Klasse führt sich nun aber ganz anders auf als eine Königsfamilie. Anders als diese kümmert sie sich nicht darum, ob das Volk zufrieden ist. Nennenswerte politische Bewegungen, die den „demokratischen“ Staat abschaffen wollen, hat sie nicht zu fürchten. Zu sehr verfängt das Marketing der „Volksherrschaft“, mit denen man den Leuten vorgaukelt, sie seien selbst der Souverän. Und so spielt sich diese kleine politische Klasse immer selbstherrlicher auf, erhöht laufend Steuern und Staatsquote, gängelt die Leute mit immer detaillierteren Regulierungen, nimmt den Tüchtigen immer mehr vom Selbstverdienten weg und verwendet es populistisch zum Heranzüchten einer staatshörigen Stimmgefolgschaft.

Auf einen zweiten Pluspunkt der Monarchie hat schon treffend Hans-Hermann Hoppe hingewiesen: Monarchen verfolgen nicht nur ihre individuellen Kurzfristziele, sondern immer auch die Langfristziele ihrer Familien. Sie entscheiden nicht für Amtsperioden von wenigen Jahren, in denen sie imposante Zeichen setzen, dramatische Änderungen erzwingen oder sich mit ihren Freunden bereichern wollen. Monarchen haben so etwas wie eine multiplizierte Geduld des Aktieninvestors, der weiss, dass die Wirtschaft auf lange Sicht am besten selbst dafür sorgt, dass es ihr gut geht.

Und drittens schliesslich ist gegen eine Begeisterung, wie sie bisweilen Königinnen und Königen zuteilwird, überhaupt nichts einzuwenden. Warum nicht in ihnen Orientierung oder Glück finden? Warum nicht Harry und Meghan zujubeln, wie andere Cristiano Ronaldo zujubeln, oder Elvis Presley oder Jesus Christ Superstar? Und warum nicht darin die Erfüllung finden, für die man tagelang ansteht, beträchtliche Eintrittsgelder oder noch so gerne Steuern bezahlt? Natürlich immer vorausgesetzt, es werde niemand gezwungen, mitzujubeln und mitzuzahlen! 

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