Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir?
David Dürr - Basler Zeitung 15.11.2013
So lässt unser zentralstaatliches Propagandaministerium über seine abgabenfinanzierte Kommunikationsabteilung SRG SSR seine Untertanen fragen, um natürlich sogleich – in der zurzeit laufenden Miniserie „Die Schweizer“ – die Antwort zu liefern. Wir kommen eigenbrödlerisch und zerstritten aus zerklüfteten Bergtälern. Wir sind freiheitsliebend, aber mit edlem Gemeinsinn ausgestattet. Aus dem Rütlischwur und vielen anderen Einzelbündnissen haben wir schlussendlich zum umfassenden und alle versöhnenden gesamtschweizerischen Bundesstaates gefunden. Alle für einen, einer für alle! Wie man in der Kuppel des Bundeshauses nachlesen kann.
Etwas nüchterner müsste man wohl sagen: Die schweizerischen Bergler sitzen längst in der Zentralismusfalle. 1848 ist sie zugeschnappt, nachdem man ein solches Einzelbündnis, den sogenannten Sonderbund, mit Militärgewalt aufgelöst hatte (unter Führung des angeblich sehr humanistischen Generals Dufour, wie es in „Die Schweizer“ heisst). Seither herrscht Siegerjustiz des Zentralstaats. Seine „Schweizerische Eidgenossenschaft“ spielt sich auf, als verkörpere sie das ganze Volk in unserem Land. In Tat und Wahrheit besteht sie aus weniger als 40‘000 Leuten, das sind ganze 0,5% der Bevölkerung. Und ihre Firmenstatuten mit dem grossspurigen Titel „Schweizerische Bundesverfassung“ wurden bei der letzten Totalrevision von gerade mal 13% der Landesbevölkerung angenommen.
Das hält sie aber nicht davon ab, auch den anderen 87% Vorschriften zu machen, und zwar für alle nur erdenklichen Lebensbereiche: Gesundheit, Lebensmittel, Gerätesicherheit, Energieversorgung, Raumplanung, Privat- und Strafrecht, Sakralbauten, Zweitwohnungen, Alkoholkonsum, Sonntagsarbeit, Lohnmaxima. Sie hat auch keine Hemmung, Regeln zu erlassen in Bereichen, in denen sie selbst als Anbieterin auftritt wie beim Verkehr, bei der Post oder der Telekommunikation, und sich dabei auch ungeniert Monopole zuzuhalten wie beim Geld, bei der Altersgrundvorsorge oder bei der Landessicherheit. Wie wenn andere diese Leistungen nicht ebenso erbringen könnten. Oder als wettbewerbserprobte Player sogar besser: Private Firmen, Gemeinden, Kantone, Kirchen, Wohltätigkeitsorganisationen, NGOs, Wohngenossenschaften. Der Zentralstaat hat es hat lieber konkurrenzlos.
Dazu passt auch, wie er seine Aktivitäten finanziert: Nicht wie Normalsterbliche, die ihre Dienste und Produkte am Markt zum Kauf anbieten, sondern indem er den Leuten ihr Geld voraussetzungslos wegnimmt, ob sie wollen oder nicht, ob sie viel oder wenig beziehen, einfach weil sie es haben. Kein Wunder, geht das alles nicht auf und ist diese „Schweizerische Eidgenossenschaft“ mit 30 Milliarden oder rund 30% überschuldet. Jede andere Firma mit einer solchen Bilanz hätte längst den Konkurs anmelden müssen.
Warum nur, fragt man sich, gibt es diese weder demokratisch legitimierte noch wirtschaftlich lebensfähige „Schweizerische Eidgenossenschaft“ überhaupt noch? Das muss mit permanenter Gehirnwäsche zu tun haben, mit professionell organisiertem und landesweit durchgezogenem Marketing! Zum Beispiel mit „Die Schweizer“.