Die beiden Angies und ihre Handys

David Dürr - Basler Zeitung 01.11.2013


Beide Angies, die Merkel und die Jolie, haben ein Handy. Diese beiden Handys, das der Merkel und das der Jolie, werden abgehört. Das eine von Barak Obama und seiner NSA, das andere von Ruppert Murdoch und seiner Klatschpresse. Und beide Abhöraffären beschäftigen gerade die Welt – allerdings in merkwürdig unterschiedlicher Weise.

Auf der einen Seite die Abhörer aus dem Murdoch-Konzern. Sie stehen vor Gericht. Angeklagte sind sie wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten. Was man auf dem Handy von Angy Jolie abgehört habe, sei zwar eher banal, wie etwa dies: „Hej Brad, ich komme etwas später und hab noch nichts gegessen, lass doch was Scharfes vom Pizzakurier einfliegen, du weisst schon.“ Aber auch Banales geht andere nichts an und darf nicht mitgelauscht werden. Nicht weniger als 600 Leute sollen abgehört worden sein. Die Anklage wartet mit Zeugen aus dem Inneren des Murdoch-Imperiums auf, die den Richtern schildern sollen, wie rücksichtslos die Firmenleitung mit ihrer Abhörstrategie ans Werk gegangen sei. Erschwerend falle auch ins Gewicht – so die Staatsanwaltschaft – dass man die Abhörerei geradezu unternehmerisch betrieben habe, mit eigens bereitgestellten Budgetpositionen für entsprechende Geräte, mehrere tausend Pfund sollen es gewesen sein. Angedroht sind Freiheitsstrafen oder hohe Bussen. Kein Wunder geloben die Schuldigen Besserung. Als Beweis für den guten Willen haben sie die in den Abhörskandal besonders tief verstrickte „News oft he World“ schon einmal kurzerhand eingestellt.

Ganz anders nun aber die Abhörer von Obamas NSA. Sie stehen erstaunlicherweise nicht vor Gericht. Und dies obwohl sie nicht nur 600, sondern mehrere Millionen von Handys abgehorcht haben, obwohl die eingesetzten Geldsummen nicht ein paar Tausend Pfund sondern mehrere Milliarden Dollars betragen, obwohl man die Abhörerei nicht nur punktuell, sondern seit Jahren mit einem höchst professionellen Grossunternehmen mit ungefähr 40‘000 Mitarbeitern betrieben hat und obwohl die angelegten Datensätze ungefähr das Einmilliardenfache dessen erreichen, was seinerzeit die Stasi gespeichert hatte. Zeugen aus dem Inneren des Abhörkonzern sucht man zwar ebenfalls, allen voran den Kronzeugen Edward Snowden. Aber nicht damit er vor Gericht gegen die NSA aussage, sondern um ihn in einem amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis für den Rest seines Lebens mundtot zu machen. Kein Wunder denken die NSA und ihr oberster Vorgesetzter Obama nicht im Traum daran, ihre Strategie zu ändern oder gar den Betrieb kurzerhand einzustellen.

Denn es gehe ja immerhin um die Bekämpfung des internationalen Terrorismus, nicht einfach um banale Klatschspalten-Smalltalks wie jenem zwischen Angy Jolie und Brad Pitt. Bei den Handygesprächen der Angy Merkel gehe es um viel Brisanteres, wie beispielsweise dieser Mitschnitt zeigt: „Hej Joachim, ich komme etwas später und hab noch nichts gegessen, lass doch was Scharfes vom Türken um die Ecke einfliegen, du weisst schon.“ – eine ganze heisse Spur zur Aufdeckung einer nächsten islamistischen Flugzeugattacke! 

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